Egal, ob ich mit Patient*innen mit Restsymptomen arbeite oder schwer betroffene beziehungsweise sterbende Menschen begleite, mein Ziel ist es immer, ihre Zeit mit Leben zu bereichern und die für sie größtmögliche Autonomie zu fördern. Ich verstehe mich als Produzent von Lebensqualität.“
Daniel Preiser ist Physiotherapeut aus Leidenschaft und leitet die Therapie der ambulanten neurologischen Rehabilitation im Haus der Barmherzigkeit Seeböckgasse. Das Pflegekrankenhaus bietet nicht nur medizinische Rundumbetreuung für pflegebedürftige ältere und chronisch kranke Menschen, sondern auch eine ambulante Therapiemöglichkeit für Erwachsene mit akuten neurologischen Erkrankungen. Als Therapieleiter erstellt Daniel Preiser durch ärztliche Abstimmung Behandlungspläne von Patient*innen, verordnet Therapien, leitet Patientenkonferenzen und therapiert auch selbst. Letzteres betreibt er zusätzlich auch auf der Wachkoma- und Multiple-Sklerose-Station des Pflegekrankenhauses.
Facettenreiches Fachgebiet
Der gebürtige Deutsche liebt die berufliche Abwechslung und kann sich kein schöneres Fachgebiet vorstellen: „Die Neurologie ist sehr facettenreich. Es geht nicht nur um gewisse Bereiche des Körpers, die eine Nachbehandlung, wie etwa nach einer Operation, benötigen. Es stecken immer verschiedene Erkrankungen dahinter, die teilweise ganz andere Behandlungsfelder erfordern.“ Auf der Wachkomastation versucht der Physiotherapeut den Bewohner*innen wieder mehr Bewusstsein für ihren Körper und ihre Umwelt zu vermitteln. In der Zusammenarbeit mit MS-Patient*innen geht es hauptsächlich um den Erhalt bestehender Fähigkeiten und die Steigerung von Selbstständigkeit im Alltag. Der Querschnitt an Patient*innen ist also groß.
Expertise im und über das Haus der Barmherzigkeit hinaus
„Das Fach Physiotherapie ist extrem spannend und ich entdecke immer wieder neue Felder“, schildert Daniel Preiser. Sein fachliches Steckenpferd ist das interdisziplinäre Management von Trachealkanülen. (Anm.: Eine Trachealkanüle ist ein Röhrchen, über das die Betroffenen mit Luft versorgt werden.) „Ich habe diesem Thema meine Masterarbeit gewidmet und mein Wissen im Haus der Barmherzigkeit über die Jahre hinweg etabliert. So ist ein interdisziplinärer Leitfaden mit einem Stufenplan entstanden, der die Situation für die Betroffenen verbessert und das Therapieteam in seinen Einzeldisziplinen enger zusammengerückt hat“, freut sich Preiser.
Mittlerweile hat das interdisziplinäre Trachealkanülenmanagement im HB auch das Interesse anderer Gesundheitseinrichtungen geweckt. „So werden wir immer wieder von Kolleg*innen um unsere Erfahrungen und Expertise gebeten“, sagt der Physiotherapeut stolz. Da liegt es nahe, dass der 43-Jährige inzwischen auch die Vortragstätigkeit für sich entdeckt hat. Seit März lehrt er an der FH St. Pölten im Fach „Neurologie Praxis“ und ist Referent bei den Landeskliniken im Bereich der therapeutischen Pflege. Dort unterrichtet er nach dem „Bobath-Konzept“, das bei der Rehabilitation von Menschen mit neurologischen Erkrankungen zur Anwendung kommt.
„Ich glaube, meine Fähigkeit liegt darin, am Ball zu bleiben und mich für Dinge, die mir wichtig sind, einzusetzen. Ich glaube, dass ich damit auch bei andere Menschen Interesse wecken und ihnen zeigen kann, dass neue Sichtweisen und Veränderungsprozesse in unserem Beruf wichtig sind“, so Daniel Preiser. Das HB ist stolz über diese geballte Expertise im Zeichen der Steigerung von Lebensqualität.